Sightseeing in La Paz: ein unterhaltsamer und sicherer Stadtrundgang

Als wir in La Paz gelandet sind, waren wir verunsichert. Wir hatten so viele Schauergeschichten über die Hauptstadt Boliviens gehört, dass wir ernsthafte Zweifel hatten, ob wir die Stadt genießen können. Zu unserer eigenen Beruhigung haben wir uns zuerst eine Unterkunft im sichersten Viertel der Stadt gesucht (Tipps für Unterkünfte findet ihr am Ende des Artikels) und uns dann den Luxus einer privaten Stadtführung gegönnt.

Glücklicherweise fiel uns die Akklimatisierung an die über 3.500m, auf der die Stadt liegt (der Flughafen sogar auf 4.000m), verhältnismäßig leicht. Wir waren zwar regelmäßig aus der Puste, fühlten uns aber schon am zweiten Tag in der Lage, einen mehrstündigen Stadtspaziergang zu bewältigen. In unserem Guesthouse wurde uns Jorge, ein Tour Guide, empfohlen. Zwei Telefonate und ein paar WhatsApp Nachrichten später holte uns Jorge persönlich ab und wir brachen auf, um La Paz zu erkunden.

Calle Jaen in La Paz

Zuerst ging es mit dem Bus Richtung Zentrum. Er hat die Tickets für uns gekauft und wir haben uns auf die letzten freien Plätze gequetscht. Während wir gefahren sind, hat Jorge schon ein paar Dinge erklärt und geduldig unsere Fragen zum Leben in La Paz beantwortet. Ausgestiegen sind wir an der San Francisco Kathedrale und haben anschließend die Sagarnaga, die Touristenstraße schlechthin, genommen. Wir haben Jorge nämlich gebeten, mit uns beim Büro der Bolivia Hop Busse vorbeizugehen, denn wir mussten noch Tickets nach Puno, Peru kaufen. Bei der Gelegenheit hat er uns gleich wieder tatkräftig unterstützt und dem Mitarbeiter, den er zufällig kannte, auf Spanisch Beine gemacht ;)

Als das erledigt war, konnte die eigentliche Tour starten. Wir haben als Nächstes den Witches Market (Mercado de Hechicería) besucht. Hier haben wir uns in einen der kleinen Shops gesetzt und Jorge hat uns den Glauben, die Rituale und die Traditionen seiner Landsleute sehr anschaulich näher gebracht. Dabei ist er auf jedes Utensil eingegangen, das man am Witches Market kaufen kann. Es sollte gleichzeitig der Beginn unserer Zeit in Bolivien und Peru werden, in der wir täglich von Pachamama hören werden. Und die Lamababys, die als Opfergaben auf dem Markt zu kaufen sind, sind angeblich übrigens alle Tot- oder Missgeburten…

Schneller Themenwechsel, danach gabs eine kleine Foodtour und Einführung in die bolivianischen Obst- und Gemüsesorten. Wir haben an den Straßenständen allerhand Dinge zum Probieren gekauft, mal süß, mal sauer, ungewohnt und neu. Auf dem Mercado Lanza bekommen wir einen riesigen, frisch gepressten Fruchtsaft in einer Maß. Nachdem wir die Hälfte getrunken haben, füllt ihn uns die Verkäuferin in Becher to go, denn Jorge hat noch mehr auf seiner Liste.

Fruchtshake vom Mercado Lanza in La Paz

In einem kleinen Geschäft haben wir bolivianische Schokolade kennengelernt und gleich mal ein paar mini Tafeln der Marke El Ceibo eingekauft. Sie gehört zu einer Bauerngenossenschaft, die schon seit den 80er Jahren für fairen Kakaohandel steht. Und wie gut die schmeckt! Damit waren wie gestärkt für den nächsten Stop, den Plaza Murillo. Hier hat uns Jorge die Politik Boliviens nähergebracht, sowohl geschichtlich als auch aktuell. Und ewig sind wir nicht drauf gekommen, was an der Uhr so besonders war. Einfach aus Prinzip was anders machen, das gefällt mir.

Eine besondere Uhr auf dem Plaza Murillo in La Paz

Egal ob ihr La Paz mit Tour oder auf eigene Faust besucht, ihr müsst auf jeden Fall auch zur Calle Jaen gehen. Eine ganz ursprüngliche Gasse mit vielen hübschen, bunten und sehr gut erhaltenen Häusern. Wir sind sie bergauf gegangen und oben angekommen, hat uns Jorge in ein kleines Lokal auf der linken Seite geführt. Dort haben wir gemeinsam ein Bier getrunken, um auf den schönen Tag anzustoßen. Es war natürlich nicht irgendein Bier, sondern ein Ch’ama, das mit Coca-Blättern gebraut wird. Schmeckt gut und hilft, wie alle Coca-Sachen, gegen Höhenkrankheit.

Der letzte Programmpunkt war die Fahrt mit der Teleférico hoch nach El Alto. Die Gondeln waren fast leer und wir haben die Fahrt genutzt, um uns mit Jorge über Verbindungen zwischen Österreich und Bolivien zu unterhalten. Thema Nummer 1 war dabei natürlich die Doppelmayr-Seilbahn, in der wir gerade fuhren. Zwischen 2012 und 2014 wurden drei Seilbahnen mit einer Gesamtlänge von über 10 Kilometern und elf Stationen gebaut. Es ist somit das größte urbane Seilbahnnetz der Welt, bestehend aus drei Linien - eingeteilt nach den Farben Rot, Gelb und Grün. Als wir Jorge sagen, wie viel man in Österreichs Skigebieten für einen Tagespass zahlt, um die gleichen Gondeln zu benutzen, hat er geglaubt, wir scherzen. Einer Fahrt in La Paz für umgerechnet 40 Cent stehen EUR 40 für eine Tageskarte in Österreich gegenüber. So unterschiedlich ist die Welt.

Das wird nochmal deutlicher, als wir oben aussteigen und den Blick über La Paz schweifen lassen. Die kleinen Häuser hier oben stehen dicht an dicht, sind selten fertig gebaut und bestehen aus einfachen Ziegeln. Hinter den Mauern spielen die Kinder mit wilden Hunden und Katzen. Während in europäischen Städten die Villen mit Panorama-Ausblick den Reichen vorbehalten sind, leben hier die Ärmsten. Einfach, weil es hier oben weder zuverlässig Wasser noch Strom gibt. Wir genießen den Sonnenuntergang über La Paz. Als der Vollmond kurz darauf aufgeht, schlägt Jorge vor, dass wir langsam wieder zurück fahren. Immerhin sollte man sich als Tourist in El Alto nicht nach Einbruch der Dunkelheit aufhalten.

Ausblick auf La Paz von El Alto aus

Als wir wieder im Zentrum sind, ist es tatächlich schon dunkel. Auf dem Rückweg zum Hotel kosten wir uns noch durch bolivianisches Streetfood. Einen typischen Hot Dog, Pasteles und Apis später, verabschieden wir uns von Jorge, der uns nach 7 Stunden Stadtrundgang (so lang war gar nicht geplant und es kam uns auch viel kürzer vor) sicher wieder zum Hotel zurückgebracht hat.

Fazit: Das war unsere erste private Stadtführung überhaupt und es war wirklich super! Jorge war lustig und geduldig, er hat viel über sich und sein Land erzählt und ist auf alle unsere Wünsche eingegangen. Dadurch, dass er die Stadt wie seine Westentasche kennt, konnten wir es richtig genießen und mussten uns um nichts kümmern. Abgesehen davon, haben wir uns mit ihm sehr sicher gefühlt. Wir wurden nie angesprochen oder gedrängt, etwas zu kaufen. Was La Paz für uns sehr angenehm gemacht hat.

So erreicht ihr Jorge:
Jorge Perez Medina, Tour Guide, ist auf facebook und per WhatsApp erreichbar: +59172556108. Er spricht Englisch und Spanisch. Alternativ könnt ihr natürlich einfach in eurer Unterkunft nachfragen, dort kann man euch sicher auch jemanden empfehlen.

Tipps für Unterkünfte in La Paz:

  • Rendezvous Hotel: sehr modern, sehr sauber, Heizung, WLAN, Küche, geniales Frühstück, amerikan./boliv. Besitzer
  • Landscape B&B-12thfloor: einfach aber sauber, WLAN, einfaches Frühstück, Blick über die Stadt

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