Bali: Sunrise Trekking auf den Mount Batur

Wir waren in Ubud, Bali und haben von dort den Trekking-Trip auf den Mount Batur (1.717m) unternommen. Wie es uns dabei ging und wie der Tag ablief, lest ihr hier.

Wir waren gerade mal seit 2 Tagen in Ubud. Erholt nach einer Woche Relaxing auf Gili Air hat uns wieder der Abenteuerdrang eingeholt. Als wir dann in unserem Homestay die Werbung für ein Sunrise Trekking auf den Mount Batur mit Pineh Trekking gesehen haben, gab es kein Halten mehr. Wir haben kurz im Internet recherchiert, aber nichts gefunden, was uns wirklich weitergeholfen hätte hinsichtlich Schwierigkeitsgrad und wirklichem Ablauf der Tour. No risk, no fun, haben wir die Tour trotzdem gebucht und keine 24 Stunden später ging es los… Zwei Backpacker aus Deutschland, die ebenfalls in unserem Homestay geschlafen haben, haben gleich mit uns gemeinsam gebucht. So waren wir eine junge, motivierte 4er Gruppe und haben sogar noch ein paar Dollar Rabatt bekommen. Im Endeffekt haben wir pro Person 20 USD gezahlt. Der Mount Batur (oder Gunung Batur) ist einer des aktivsten Vulkane auf Bali. Bis 2010 war er sogar als “gefährlich” eingestuft, als Folge vieler kleiner Erdbeben. Und auch heute raucht er regelmäßig, als wir oben waren, sind aus der Erde kleine Rauchwölkchen gekommen. Aber der Reihe nach:

Pineh Trekking beinhaltet in seinem Programm Pickup vom Hotel, Frühstück auf einer Kaffeefarm, Trekking auf die Spitze des Mount Batur, Frühstück zum Sonnenaufgang bestehend aus Toast und gekochtem Ei, Abstieg, nochmal Halt auf der Kaffeefarm mit Verkostung und Drop off im Hotel.

Wie es wirklich war, was meine Gedanken während des Aufstiegs waren und ob ich die Tour nochmal machen würde:

Es war ein anstrengender Tag. Wir wussten, dass in der Nacht unser Sunrise Trek auf den Mount Batur mit 1.717m beginnen würde. Den ganzen Tag sind wir durch Ubud gepilgert, auf der Suche nach wandertauglichen Sportschuhen mit brauchbarem Profil. Bis dato haben wir auf unserer Weltreise solche Schuhe nicht benötigt und bei der Abreise war auch nie die Rede davon, dass wir nachts auf einen Vulkan steigen wollen (warum auch?). In ganz Ubud gibt es zwei Geschäfte, die Sportschuhe führen, das Nike Oulet und der Sports Shop. Im Sports Shop sind wir fündig geworden, es gab immerhin ein Modell, das in Frage kam. So kauften wir uns die Schuhe für unseren ersten Vulkan-Trek im Partnerlook. Auf dem Rückweg ins Homestay haben wir außerdem zahlreiche Müsliriegel, Kekse, Wasser, Isodrinks und eine größere Taschenlampe besorgt.

Wir konnten nur ein paar Stunden schlafen, ich war außerdem viel zu aufgeregt. Um 1.30 Uhr nachts haben unsere Wecker geklingelt. Unsere Outfits, bestehend aus den neuen Sportschuhe, Socken, langer Hose, T-Shirt und Pullover, lagen bereit und wir haben uns schlaftrunken angezogen. Währenddessen hat der Fahrer schon an unserer Tür geklopft. Er war immerhin überhaupt da und sogar überpünktlich, bis jetzt liefs also ziemlich gut. Die anderen beiden, die mit uns gebucht haben, waren auch wach und startklar. Der Fahrer hat uns nochmal darauf hingewiesen, dass lange Hose und Pullover angemessen sind, weil es am Berg sehr kalt sein wird. Und los ging die Fahrt, es war 2 Uhr nachts, unterwegs wurden noch zwei weitere Gäste eingeladen und wir sind erstmal ca. 1 Stunde lang von Ubud zur Pineh Coffee Plantation gefahren.

Auf der Coffee Plantation wurden uns Tee und Kaffee angeboten und ein Banana Pancake serviert. Es war mittlerweile 3 Uhr nachts. Wir hatten nicht wirklich Hunger, aber die Aussicht auf die bevorstehende Wanderung mit der damit verbundenen Angst des Energiemangels und Scheiterns aufgrund von Schwäche hat uns alle brav aufessen lassen. Nach einer weiteren knappen Stunde Fahrt, die schon bergauf ging (jeder Meter mit dem Auto hat mich innerlich jubeln lassen), sind wir am Parkplatz des Mount Batur angekommen. Direkt am Berg warten die Guides. Pro Guide werden immer vier Leute zugeteilt, das ist die erlaubte Obergrenze. Wir waren mit den beiden Deutschen in einer Gruppe. Unser Guide, eine 19-jährige Tourismus-Studentin, hat Taschenlampen an uns verteilt und los gings.

Es war 4 Uhr nachts und stockdunkel. Der Sternenhimmel über uns war wunderschön und vor uns lag der Mount Batur, an dessen Fuß sich die Taschenlampen-Gruppen bewegten. Einige waren schon auf halbem Weg nach oben. Das erste Mal machten sich Zweifel bei mir breit, ob wir es bis zum Sonnenaufgang noch schaffen würden. Uns blieben noch 2 Stunden… Das erste Drittel des Weges war ein gemütlicher Spaziergang auf gutem Kiesweg mit mäßiger Steigung. Unser Guide ermahnte uns immer wieder, langsam zu gehen, unsere Kraft einzuteilen und regelmäßig zu trinken. Aber dennoch bitte nicht trödeln… Immer wieder musste ich kurz stehenbleiben und den gigantischen Sternenhimmel genießen, um dann im Laufschritt die Gruppe wieder einzuholen. Das zweite Drittel des Weges hatte es dann schon mehr in sich. Es war steinig, wenn nicht sogar felsig. Oft mussten wir uns gegenseitig helfen und Hände reichen. Klettern mit Taschenlampe (wer hat, nimmt besser eine Stirnlampe mit) gestaltet sich nochmal eine Spur schwieriger, es war noch immer stockfinster. Unser Guide hatte zu jeder Zeit ein Auge auf uns und fragte regelmäßig nach, ob alles ok sei. Ja, alles ok. Es konnte ja eigentlich auch nicht mehr weit sein, immer wieder zeigte sie uns anhand der vielen Taschenlampen-Pfade vor uns, wo der Viewpoint ist. Das wäre das Ziel für den Sonnenaufgang. Kurze Zeit später waren wir am Viewpoint angekommen, wo wir bereits den ersten Glückwunsch “you made it” erhielten. Wir waren verschwitzt und es war ziemlich kalt. Die deutsche Touristin mit Hotpants neben uns hatte Gänsehaut. Wir durften kurz verschnaufen und mussten dann entscheiden, ob wir weiter bis auf den Gipfel klettern wollten. Äh, was, Gipfel, weiter klettern? Wir schauten nach oben und tatsächlich, über uns waren noch mehr Taschenlampen, die sich ihren Weg Richtung Sterne erkämpfen. In meinem Kopf lieferten sich Engelchen und Teufelchen ein heißes Duell: Natürlich gehst du rauf, du wirst doch jetzt nicht hier bleiben und warten, während die anderen weiter gehen. - Ich finds hier eigentlich auch ganz schön, immerhin heißt es Viewpoint, muss also schön sein. Auf die Frage des Guides, ob wir weitergehen wollen, antworteten alle inklusive mir laut und überzeugt Yes.

Die letzte halbe Stunde des Aufstiegs war der schwierigste Teil. Rutschige Steine, bedeckt mit feinem Vulkanstaub oder überhaupt nur Sand, auf dem man ständig wieder nach unten rutschte. Einen Schritt machen, zwei Schritte zurück rutschen. Uns war heiß, wir waren müde und das Teufelchen in meinem Kopf lachte. Ich hörte nur noch mein eigenes Schnaufen und zwischendurch die aufmunternden Worte des Guides, wir würden es rechtzeitig bis zum Sonnenaufgang schaffen. Den Kopf mittlerweile nach unten gesenkt, konzentriert auf den Pfad und meine nächsten Schritte, hätte ich fast meine Gruppe überrannt, die auf einmal stehen geblieben ist. Wir waren da! Wir waren endlich oben angekommen! Wir stürzten uns auf die einfachen Holzbänke und brachten unseren Puls auf Normalzustand, indem wir einfach nur saßen und atmeten. Nach einer Weile kam die Kälte wieder und die Deutsche in Hot Pants zitterte vor sich hin. Wir belohnten uns mit Müsliriegeln und warteten auf den Sonnenaufgang. Es war ein unglaubliches, unbeschreibliches Gefühl als die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg durch die unter uns liegende Nebeldecke fanden und unsere Gesichter trafen. Genuss pur, gemischt mit Stolz und Endorphinen.

Mit diesem absoluten Höhepunkt konnte der weitere Tagesverlauf natürlich nicht mithalten. Oben auf dem Gipfel gab es noch Toast und in heißer Vulkanluft gekochtes Ei zu essen. Dann mussten wir rasch zum Rückweg aufbrechen, denn wir merkten schon jetzt, dass die Sonne ordentlich runterbrennen würde. Unser Guide führte uns wieder hinunter über Stock und Stein. Vorteil: es war mittlerweile hell. Nachteil: uns wurde bewusst, in welchem Gelände wir uns bewegen. Den Abstieg fand ich mit lädiertem Knie und erschöpft vom Aufstieg auch nicht ohne, wir haben uns Zeit gelassen und immer wieder zurück gebliebt mit dem Gedanken “ Wow, da oben waren wir gerade”. Am Parkplatz angekommen gab es für unseren Guide noch ein fettes Trinkgeld, immerhin hat sie uns heil hinauf und wieder hinunter gebracht. Anschließend ging es wieder auf die Pineh Coffee Plantation zur Verkostung der Kaffeespezialitäten inkl. Nusskaffee und Kokoskaffee. Auch den bekannten Kopi Luwak, der daraus gewonnen wird, dass eine Schleichkatze Kaffeekirschen frisst und ausscheidet, haben wir (für 5 USD extra) probiert. Gehört jedenfalls nicht zu den Dingen, die wir haben müssen. Anschließend hat uns der Fahrer wieder ins Homestay gebracht, wo uns mit den Worten “you must be hungry and tired” ein leckeres Frühstück serviert wurde. Das wievielte Frühstück war das eigentlich an diesem Tag? Während wir darüber grübelten, sind uns schon die Augen zugefallen und wir haben uns ein paar Stunden ausgeruht. Am Nachmittag sind wir wieder durch Ubud spaziert, wo uns jedes Werbeschild für Sunrise Trekking ein verschwörerisches und sehr glückliches Lächeln entlockte …

Der Muskelkater in den Beinen ist nach ein paar Tagen endlich verschwunden. Meine Vulkan-Sportschuhe habe ich noch heute und jedes Mal, wenn ich sie trage, bekomme ich wieder dieses schöne Sunrise-Gefühl. Ich möchte die Erfahrung nicht missen und würde es wieder machen, auch wenns wirklich sehr anstrengend war!

Wart ihr auch auf dem Mount Batur oder einem anderen Vulkan, vielleicht dem Mount Rinjani auf Lombok? Wie war es für euch?